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Häufige Fehler bei der Baumpflege – und wie Profis sie vermeiden

09. Dezember 2025

Bäume brauchen regelmäßige Pflege, um gesund, sicher und formstabil zu bleiben. Doch viele Eingriffe, die gut gemeint sind, schaden mehr, als sie nützen. Ein falscher Schnitt, zu radikales Kürzen oder unsachgemäßes Werkzeug können die natürliche Struktur des Baumes zerstören, Krankheiten begünstigen oder die Standsicherheit gefährden.

1. Fehler bei der Baumpflege: Bäume falsch in der Höhe kürzen

Viele Grundstücksbesitzer möchten hohe Bäume „in den Griff bekommen“ und entscheiden sich dazu, Bäume in der Höhe zu kürzen. Doch wer einfach die Krone absägt oder die Spitze kappt, riskiert schwere Folgeschäden.

Warum das problematisch ist

Ein Baum reagiert auf den Verlust seiner Spitze oder großer Kronenteile mit Stresswachstum. Er bildet sogenannte Wasserschosse – schnell wachsende, schwach verankerte Triebe, die den Kronenaufbau unnatürlich verdichten. Das führt zu:

  • Instabilität in der Krone,
  • erhöhter Bruchgefahr bei Wind,
  • und langfristig zu Fäulnis an den Schnittstellen.

Zudem verliert der Baum sein natürliches Gleichgewicht zwischen Wurzel und Krone – was die Vitalität schwächt.

Wie Profis bei korrekter Baumpflege vorgehen

Fachgerechte Baumpflege zielt nicht auf Verkürzung, sondern auf Erhalt und Strukturpflege ab. Statt den Baum radikal zu kürzen, wird die Krone eingekürzt und ausgelichtet, sodass die natürliche Form und Statik erhalten bleiben. Profis wissen: Wer einen Baum in der Höhe kürzt, muss gezielt schneiden, nicht „abtrennen“.

2. Fehler bei der Baumpflege: Den Baum radikal zurückschneiden

Ein radikaler Rückschnitt scheint oft der einfachste Weg zu sein, um „Ordnung“ zu schaffen – besonders, wenn Bäume zu groß oder unkontrolliert gewachsen sind. Doch ein zu starker Eingriff kann den Baum nachhaltig schädigen.

Folgen eines radikalen Rückschnitts

  • Der Baum verliert zu viel Blattmasse – seine „Energiequelle“.
  • Durch große Schnittflächen dringen Pilze und Keime ein.
  • Alte Bäume treiben schwach oder gar nicht mehr aus.
  • Das natürliche Wachstum wird zerstört.

Nicht selten führt ein solcher Eingriff zu Fäulnis im Stamm, Instabilität oder sogar zum Absterben.

Der richtige Weg

Professionelle Baumpflege orientiert sich am biologischen Aufbau des Baumes.

Ein Fachbetrieb entfernt gezielt:

  • Totholz,
  • kranke oder reibende Äste,
  • und strukturelle Schwachstellen.

Ziel ist Vitalerhaltung statt Verstümmelung. Der Baum bleibt in seiner Funktion erhalten – sicher, stabil und ästhetisch.

3. Fehler bei der Baumpflege: Dicke Äste falsch schneiden

Viele unterschätzen, wie viel Schaden ein falsch geschnittener dicker Ast anrichten kann. Ein unkontrollierter Schnitt führt schnell zu Rindenrissen, Stammverletzungen oder Ausbrüchen, die schwer verheilen.

Warum das passiert

Dicke Äste haben ein hohes Eigengewicht. Wird einfach von oben gesägt, reißt das Gewicht den Ast kurz vor Ende ab – die Rinde wird bis in den Stamm geschält. So entstehen große Wunden, die nicht sauber abschotten können – ein idealer Eintrittspunkt für Pilze.

So machen es Profis richtig

Ein Fachmann arbeitet in drei Schritten, um Rindenschäden zu vermeiden:

  1. Entlastungsschnitt von unten – einige Zentimeter vom Stamm entfernt.
  2. Zweiter Schnitt von oben, um den Ast kontrolliert zu entfernen.
  3. Feinschnitt auf Astring (siehe Punkt 4), um die Wunde sauber abzuschließen

So bleibt der natürliche Heilungsmechanismus des Baumes intakt.

4. Fehler bei der Baumpflege: Nicht auf Astring schneiden

Einer der häufigsten Anfängerfehler bei der Baumpflege ist, nicht auf Astring zu schneiden. Der Astring ist die leicht verdickte Ansatzstelle zwischen Ast und Stamm – ein Bereich mit besonders aktiven Zellen, die Wunden schnell verschließen.

Warum der Astring so wichtig ist

Wird zu nah am Stamm geschnitten, verletzt man diese Zellen – die Wunde bleibt offen, Pilze dringen ein. Wird zu weit vom Stamm geschnitten, bleibt ein Aststummel stehen, der abstirbt und verfault.

Beides führt langfristig zu Karies im Holz und struktureller Schwächung.

So sieht der perfekte Schnitt aus

Profis schneiden genau am Astring, ohne ihn zu beschädigen. Das bedeutet:

  • leicht schräg zum Stamm,
  • keine Stummel,
  • saubere Schnittkante.

So kann der Baum die Wunde natürlich überwallen – ein zentraler Punkt der fachgerechten Baumpflege.

5. Fehler bei der Baumpflege: Die Baumspitze schneiden, um Wachstum zu bremsen

Ein weit verbreiteter Irrglaube: Wenn man die Baumspitze schneidet, wächst der Baum weniger stark. Tatsächlich passiert das Gegenteil.

Warum das schadet

Die Spitze, der sogenannte Leittrieb, steuert das Wachstum. Wird sie entfernt, bilden sich mehrere neue Triebe, die um die Spitze „konkurrieren“.

Das Ergebnis:

  • unregelmäßiges, instabiles Kronenbild,
  • schwach verankerte Triebe,
  • höherer Pflegeaufwand in den Folgejahren.

Gerade bei jungen Bäumen kann das zu dauerhaften Fehlentwicklungen führen.

Fachgerechte Alternative

Profis achten darauf, den Leittrieb zu erhalten. Wenn die Krone zu groß wird, wird der Baum durch Auslichtung und gezielte Kürzung geformt – nie durch das Abtrennen der Spitze. So bleibt das natürliche Gleichgewicht zwischen Wurzel und Krone erhalten.

6. Fehler bei der Baumpflege: Falsche Werkzeuge und unsaubere Schnitte

Selbst der beste Zeitpunkt nützt nichts, wenn das Werkzeug stumpf oder ungeeignet ist. Abgequetschte Schnittstellen heilen schlecht und öffnen Tür und Tor für Infektionen.

Typische Probleme

  • stumpfe Scheren oder Sägen verursachen Fransen und Risse,
  • falsches Werkzeug für Aststärke führt zu Quetschungen,
  • schmutzige Werkzeuge übertragen Pilze oder Bakterien.

Der Profi-Standard

Baumpfleger arbeiten mit:

  • scharfen, desinfizierten Werkzeugen,
  • angepasster Technik für jede Aststärke,
  • und schneiden stets bei trockenem Wetter, um Infektionen zu vermeiden.

Das Ergebnis: saubere, glatte Schnittflächen, die der Baum selbstständig verschließen kann.

7. Fehler bei der Baumpflege: Den falschen Zeitpunkt wählen

Auch der beste Schnitt ist wirkungslos – oder schädlich –, wenn er zur falschen Zeit erfolgt.

Wann Sie Bäume besser nicht schneiden

Zwischen 1. März und 30. September ist laut Bundesnaturschutzgesetz kein starker Rückschnitt erlaubt, da viele Vögel in dieser Zeit brüten. Kleine Pflegeschnitte sind möglich, größere Eingriffe sollten aber im Herbst oder Winter erfolgen.

Die optimale Zeit für den Schnitt

  • Winter (Dezember bis Februar): ideal für Struktur- und Formschnitte
  • Spätfrühling: nur leichte Pflegemaßnahmen
  • Sommer: Auslichtung und Kontrolle von Bruchstellen
  • Herbst: Entfernung abgestorbener Äste und Vorbereitung auf den Winter

Wann Profis übernehmen sollten

Manche Pflegemaßnahmen lassen sich selbst durchführen – etwa das Entfernen kleiner Triebe. Doch sobald es um große Äste, Höhenarbeiten oder alte Bäume geht, ist fachliche Hilfe unverzichtbar.

Ein zertifizierter Baumpflegebetrieb bietet:

  • Sicherheit durch Seilklettertechnik oder Hebebühnen,
  • geschultes Wissen über Baumstatik und Wundheilung,
  • und die Einhaltung aller Naturschutz- und Unfallverordnungen.

Das schützt nicht nur den Baum – sondern auch Sie selbst.

Fazit: Gute Baumpflege ist Präzisionsarbeit

Baumpflege ist weit mehr als „einfach Bäume kürzen“. Jeder Schnitt verändert das Gleichgewicht des Baumes – und falsche Maßnahmen hinterlassen langfristige Schäden.

Fachgerechte Baumpflege bedeutet, Verstand, Erfahrung und Respekt vor dem Baum zu vereinen. Wer unsicher ist, sollte deshalb lieber einen Profi hinzuziehen. Unser erfahrenes Team berät Sie gerne zu allen Fragen rund um die Baumpflege.